Über die Berber in Marokko


Die Berber sind das ursprüngliche Volk Nordafrikas, deren Siedlungsgebiete sich von der Oase Siwa in Ägypten über die Atlantikküste bis zum Nigerbogen erstrecken.

In Marokko lebende Berber bezeichnen sich selbst bevorzugt mit dem Wort Imazighen. Dieser Begriff stammt aus der Berbersprache und lässt sich mit „Die Freien“ übersetzen.

Bereits in über 5.000 Jahre alten Aufzeichnungen der Ägypter wurde das Berbervolk erwähnt. Mindestens seit dem zweiten Jahrtausend vor Christus lebten Berber auf dem heutigen Staatsgebiet von Marokko. In vorchristlicher Zeit herrschten Berberstämme sogar über das Pharaonenreich. Bis zur Eroberung Nordafrikas verehrten die Berber die Sonne und die Bäume. Danach wurde das Berbervolk maßgeblich von verschiedenen Hochkulturen – wie Phönizien, Griechenland, Rom oder Byzanz – beeinflusst. Mitte des siebten Jahrhunderts wurden die Berber islamisiert. Im Kampf gegen die Unterdrückung durch die Eroberer Nordafrikas kam es im Laufe der Jahrhunderte, aber auch jüngst zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Berbern und Arabern. Berber kämpfen gegen die Diskriminierung und Marginalisierung ihrer Kultur und Sprache.

Um den Forderungen nach Anerkennung ihrer Kultur und ihrer eigenen Sprache Ausdruck zu verleihen, begann die politisch organisierte Amazigh-Bewegung seit den 1970er Jahren allmählich Druck auf den marokkanischen Staat auszuüben. Obwohl seit 2011 Tamazight neben marokkanischem Arabisch auch Amtssprache des nordafrikanischen Staates ist und die Anerkennung der Berber auch auf politischer Ebene zu beobachten ist, stehen in vielen Teilen Nordafrikas Berber und Islamisten in Konflikt.

Professor Dr. Ulrich Mehlem von der Goethe Universität in Frankfurt spricht innerhalb der jüngeren Entwicklung von einer Politik der Öffnung gegenüber dem Berberischen in Marokko „trotzdem kann man feststellen, dass es Spannungen gibt. Vor allem Spannungen zwischen den berbersprachigen Bevölkerungsteilen und den Islamisten, die für das Arabische eintreten und die Berber als Vertreter des Atheismus und Neokolonialismus angreifen, und insoweit gibt es hier Konflikte zwischen diesen beiden politischen Gruppen, die vom Regime ausgenutzt werden. Ein Stück weit dienen die Berber als Gegengewicht zum Islamismus, der auch in Marokko das politische Regime bedroht.“

Literatur: Kratochwil, Gabriele (2002). Die Berberbewegung in Marokko. Zur Geschichte der Konstruktion einer ethnischen Identität. Berlin: Klaus Schwarz Verlag

Pfeifer, Kristin (2015). "Wir sind keine Araber!" Amazighische Identitätskonstruktion in Marokko. Bielefeld: Transcript